Die Arbeit mit Tätern bei häuslicher Gewalt findet auf Grundlage der Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V. statt. Sie wird durch ein gendergemischtes Trainerteam durchgeführt.

 

1. Definition Verständnis von Gewalt

Unter häuslicher Gewalt wird die Gewalt von Männern gegen ihre (Ex-) Partnerinnen verstanden. Wohl wissend, dass damit nur ein Ausschnitt von Gewalt im sozialen Nahraum betrachtet wird. Für andere Zielgruppen (Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, Gewalt gegen Kinder, Gewalt von Kindern gegen Eltern, Gewalt von Frauen gegen (Ex-)Partner) müssen gegebenenfalls weitere Konzepte und Standards entwickelt werden.

 

2. Zielgruppe

Zielgruppe sind erwachsene männliche Täter, die gegenüber (Ex-)Partnerinnen gewalttätig geworden sind. Es wird sowohl mit Selbstmeldern als auch mit institutionell vermittelten bzw. zugewiesenen Männern (zum Beispiel durch Justiz, Jugendamt) gearbeitet.

 

3. Fokus und Ziel des Täterprogramms

Täterarbeit beinhaltet die Auseinandersetzung mit psychischer, physischer, sexualisierter, sozialer, emotionaler und ökonomischer Gewalt, Isolation, Stalking, Bedrohung und Einschüchterung sowie gewaltfördernden Haltungen und Glaubenssätzen.

Täterarbeit verfolgt folgendes Kernziel:

Keine erneute Gewaltausübung: Die Gewaltspirale muss schnell und nachhaltig unterbrochen werden. Gewalttätige Männer sollen ihr Risiko erkennen, Wiederholungstaten zu begehen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen können.

  • Verantwortungsübernahme
  • Selbstwahrnehmung und –kontrolle
  • Empathie
  • Alternative Konfliktlösungsstrategien
  • Beziehungsfähigkeit

 

4. Zulassungskriterien

In ein Täterprogramm werden nur Männer aufgenommen, die:

  • ihre Tat eingestehen
  • ein Mindestmaß an Mitarbeitsbereitschaft zeigen
  • ausreichende Sprachkenntnisse besitzen
  • genügend kognitive Fähigkeiten besitzen, um Kursinhalte zu verstehen
  • gruppenfähig sind
  • keine aktuellen schweren psychischen Krisen haben
  • Bereitschaft und Verpflichtung zur aktiven Mitarbeit mitbringen
  • unter keiner behandlungsbedürftigen Suchtmittelabhängigkeit leiden
  • keine Verbindung/Mitgliedschaft zu kriminellen Milieus haben

 

5. Inhalte des Täterprogramms

Bei aller methodischen Gestaltungsfreiheit sind folgende Inhalte verpflichtender Bestandteil eines Täterprogramms:

  • Auseinandersetzung mit dem Gewaltbegriff und mit Gewalthandlungen
  • Tatrekonstruktion (Gewaltschilderung)
  • Auswirkung der Gewalt
  • Bilanz der Gewalthandlung
  • Gewaltfreie Handlungsstrategien
  • Notfallpläne
  • Kommunikationsmuster
  • Männer- und Frauenbild
  • Vaterrolle
  • Eigene Opfererfahrungen

 

6. Setting und Umfang

Täterarbeit findet grundsätzlich im Gruppensetting statt. Interaktionen und Gruppendynamik fördern das soziale Lernen. Die Gruppe ist die Voraussetzung dafür, dass Männer sich gegenseitig mit ihrem Fehlverhalten konfrontieren und dass sie Gewaltrechtfertigungen untereinander infrage stellen. Die Gruppe bietet zudem soziale Unterstützung, da das Ausüben häuslicher Gewalt oft schuld- und schambesetzt ist.

Mindestens zwei Trainer:innen führen den Kurs als gendergemischtes Team zusammen durch.

Der Kurs umfasst mindestens 25 Sitzungen mit einem Stundenumfang von mindestens 50 Stunden zuzüglich Aufnahmeverfahren. Die zeitliche Dauer und Prozesshaftigkeit eines sozialen Trainings ist von zentraler Bedeutung für das Erreichen nachhaltiger Verhaltensänderung. Daher soll sich ein Täterprogramm über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten zuzüglich Aufnahmeverfahren und Follow-up erstrecken.

Termine finden in einem wöchentlichen Turnus mit einer Gruppengröße von fünf bis zehn Teilnehmern statt.

 

7. Vernetzung und Kooperation

Täterarbeit darf nicht isoliert stattfinden. Sie benötigt verbindliche Interventionsstrukturen gegen häusliche Gewalt, die von Seiten der Täterarbeit aktiv mitgestaltet werden müssen.
Daher sind u. a. folgende Kooperationsparter:innen beteiligt:

  • Polizei
  • Justiz
  • Frauenunterstützungseinrichtungen
  • Jugendamt

Eine Person des Teams „Täterarbeit“ nimmt bei den regelmäßigen Treffen des Netzwerkes gegen häusliche Gewalt auf Landkreisebene teil.

 

Kontaktdaten für weitere Informationen:

Andre Cassier
Bereichsleitung Ambulante Hilfen

Tel.: 04171 / 7839415
Mobil: 0176 - 23480304
E-Mail:

 

Anmeldung unter:
Verwaltung Reso-Fabrik e.V.
Tel.: 04171 – 783 94 17
E-Mail:

 

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